Was löst eigentlich Streß aus?

Tatsächlich sind sich Streßforscher gar nicht so einig darüber, was genau eine Streßreaktion bei uns auslöst. Sicher ist jedoch, dass es eine Menge an Stress auslösenden Zeiten gibt. Dazu gehören beispielsweise Erlebnisse, Situationen, Gefühle oder auch einschneidende Veränderungen in unserem Leben, sowie Umgebungsfaktoren, wie Lärm, Kälte oder Hitze.

Der Reiz kann plötzlich auftreten (wie der Tod einer nahestehenden Person oder der Verlust des Arbeitsplatzes) oder vorhersehbar sein. Dazu gehören beispielsweise Prüfungen, Beginnender Ruhestand, Ortswechsel, Schulbeginn des Kindes, etc.)

Diese Situationen werden auch kritische Lebensereignisse genannt.

Menschen gehen unterschiedlich mit Stress-Situationen um, deshalb steckt in diesen kritischen Lebensereignissen unterschiedlich starkes Stresspotential.

Was für den einen viel Stress bedeutet, ist für den anderen eine positive Herausforderung!

Körperliche Reaktionen

Sicher habt Ihr schon einmal etwas vom vegetativen Nervensystem gehört. Dieses steuert einen Großteil unserer Körperfunktionen völlig unbewusst. Die Systeme unseres vegetativen Nervensystems nennen sich „das sympathische Nervensystem“ (Sympathikus) und „das parasympathische Nervensystem“ (Parasympathikus).

Unser Sympathikus regt Herz-Kreislauf-Funktionen an, wie Puls und Blutdruck, steigert den Stoffwechsel und hemmt die Funktionen des Verdauungstraktes. Der Sinn dahinter: Der Körper wird optimal auf Angriff oder Flucht vorbereitet. Ein Überbleibsel aus der Zeit, als wir noch täglich nach Nahrung jagen mussten…

Der Parasympathikus sorgt für Entspannung und arbeitet gegenteilig zum Sympathikus.

Unter Stress ist unser Sympathikus also aktiv und versetzt unseren Körper in Alarmbereitschaft und in den Hochleistungsmodus.

Stress ist also nicht die Bezeichnung für den Reiz, der uns beeinflusst, sondern für die Reaktion, die durch unseren Körper unbewusst ausgelöst wird.

Für das menschliche Überleben war die körperliche Reaktion auf Stresssituationen überlebenswichtig. Vor vielen tausend Jahren blieb uns in Gefahrensituationen (beispielsweise bei Kontakt mit einem Raubtier) nur Angriff oder Flucht. Und darauf wurden wir in Sekundenschnelle perfekt vorbereitet.

Wie zeigen sich Stressreaktionen?

Stresssituationen zeigen sich immer auf 4 Ebenen:

  • der körperlichen Ebene
  • der Gefühlsebene
  • der gedanklichen Ebene
  • der Verhaltensebene

Auf der körperlichen Ebene wird der Körper in den Alarmzustand versetzt. Blutdruck und Puls steigen an, die Muskeln werden angespannt. Die Atemfrequenz erhöht sich, um den Körper perfekt mit Sauerstoff zu fluten und Energie bereit zu stellen. Die Blutgerinnung wird erhöht, um auf Verletzungen besser vorbereitet zu sein. Unser Abwehrsystem wird aktiviert, um gegen eindringende Viren und Bakterien als Folge eines Kampfes besser vorbereitet zu sein.

Auf der Gefühlsebene gehen Angst, Aggression, Ärger oder auch Enttäuschung einher.

In der Folge stellen sich auf der gedanklichen Ebene hinderliche Gedanken ein, wie „Das schaffe ich nie!“ oder „Jetzt ist alles aus!“

Unser Verhalten verändert sich: Wir sind gehetzt, genervt, gereizt, verlieren die Übersicht und verzichten auf Pausen. In einigen Fällen sind Alkohol- / Medikamentenmissbrauch die Folge. Aber auch Essstörungen können auftreten.

Welche Arten von Stress gibt es?

Nicht immer werden starke Stressreaktionen negativ oder belastend interpretiert. Ein Extremsportler, Bungee-Springer oder Free-Climber steht unter maximaler Anspannung bei der Ausübung seiner Sportart und der Körper steht unter Stress. Alle körperliche Stressreaktionen sind zu beobachten. Dennoch erlebt der Sportler die Aktivität als maximal lustvoll. Er geniesst den Nervenkitzel!

Jemand mit Höhenangst erlebt in der gleichen Situation vermutlich Todesangst und kann dem Nervenkitzel nichts abgewinnen. Angst stellt sich ein und ein Fluchtgedanke übermannt diese Person.

Dieses Beispiel zeigt, dass die gleiche Stressreaktion unterschiedlich von uns interpretiert wird. So gibt es den angenehmen und gesunden Stress, den sogenannten Eustress. Er entsteht bei positiver Herausforderung und geht damit einher, dass wir uns sicher sein können, über die notwendigen Fähigkeiten zu verfügen, um die Herausforderung zu meistern.

Gegenteilig ist der negative und krank machende Stress zu nennen, der sogenannte Distress.

Ob wir also Eustress oder Distress empfinden hängt immer von unseren Fähigkeiten und Erfahrungen ab und davon, wie wir die Situation bewerten.

Welche Stressursachen sind möglich?

Wenn wir uns mit Stressbewältigung auseinandersetzen, dann ist es wichtig zu wissen, welche Stressursachen in Frage kommen. Grob unterteilen wir diese in 4 Kategorien:

  • Umwelt (Lärm, Beleuchtung, Umweltgifte, Umfeld, Lebensrhythmus)
  • Arbeitswelt (Angst um den Job, Zeitdruck, Leistungsdruck, Überforderung, Unterforderung, Wettbewerb, Konflikte)
  • Familie & soziale Kontakte (Familie, Partner, Schulprobleme, Freizeitstress durch zuviel Aktivitäten, zu wenig soziale Kontakte, zu wenig Zeit für private Aktivitäten)
  • Innere Werte / Glaubenssätze (alles muss perfekt sein, ich muss immer nett sein, ich muss alles schnell erledigen, ich muss für alle da sein)

Mache für Dich selbst den Test, was bei Dir Stress auslöst und unterscheide zwischen vermeidbarem und unvermeidbarem Stress. Plane konkrete Veränderungsschritte oder lass Dir professionell helfen!